Encephalartos - Brotpalmfarne

 Encephalartos sind eine Gattung von Palmfarnen, deren Verbreitung auf Afrika beschränkt ist, wo sie unter Naturschutz stehen. Die Gattung umfasst 65 Arten, die alle im Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen (Cites) gelistet sind. Da diese Pflanzen selten sind und die Einfuhr schwierig und teuer ist, sind die Preise, die für diese Pflanzen bezahlt werden müssen, recht hoch. Es sind Kostbarkeiten, die gut gehegt und gepflegt werden sollten. Der Name Encephalartos entstammt dem altgriechischen. En = in, kephale = Kopf, artos = Brot. Aus den Stämmen einiger Encephalartos-Arten lässt sich eine stärkehaltige Substanz gewinnen, die verwendet wurde um ein brotähnliches Nahrungsmittel zu backen.
Die Encephalartos wachsen in Wüsten, Savannen und Wäldern, jedoch meistens nicht im Regenwald! Das bedeutet für uns, das sie mit wenig Wasser auskommen und man in der Pflege eigentlich nur einen großen Fehler machen kann, in dem man sie zu viel gießt. Einige Arten reagieren auch extrem empfindlich auf Sonnenstrahlung, einige mögen es mal abgesprüht zu werden und einige vertragen sogar ein wenig Kälte. Die meisten Pflanzen dieser Gattung gehören nicht zu den schnellwachsenden Pflanzen, sondern man braucht Geduld für sie. Man sollte sich gut darüber informieren, in welcher natürlichen Umgebung die entsprechende Art ihre Heimat hat und sich über das Klima dort informieren. Das erleichtert die Pflege. Es gibt jedoch keine Art, die so weit frosttolerant ist, das sie bei uns ausgepflanzt werden könnte und so muss es bei uns eine Topfpflanze bleiben.
Alle meine Encephalartos wurden entweder hier aus Samen gezogen oder mit Cites-Dokument eingeführt! Cites = Convention on International Trade in Endangered Species. Encephalartos ist dort im Appendix I gelistet, was bedeutet, das diese Pflanzen akut vom Aussterben bedroht sind und nur begrenzt und nicht nach Belieben importiert werden dürfen.
Gemäß Angaben der roten Liste von IUCN sind bereits vier Arten in freier Wildnis komplett ausgestorben. Es handelt sich um Encephalartos relictus, Encephalartos brevifoliolatus, Encephalartos nubimontanus und Encephalartos woodii.


EU-Importstop von Encephalartos - aktueller Stand Juni 2011:

http://ec.europa.eu/environment/cites/pdf/srg/56_summary_srg.pdf


Tipps zur Pflege

Substrat:
Encephalartos sollten immer in sehr durchlässigem Substrat gehalten werden. Das Substrat sollte locker, darf auch feucht, aber nie nass sein. Ich verwende im wesentlichen eine Mischung aus Kieselgur, guter Blumenerde, Pinienrinde, Bimssubstrat, Perlite, Thüringer Lehm und Blähton. Die Töpfe sollten nicht zu groß gewählt werden, da es sonst länger dauert bis sie durchwärmt sind. Am besten eignen sich Palmen- oder Rosentöpfe, da diese schmal und hoch sind. Encephalartos wurzeln nicht sehr in die Breite sondern mehr in die Tiefe.
Ich habe seit einiger Zeit gute Erfahrung mit Lechuza-Gefäßen und dem entsprechenden Pon-Substrat gemacht. Dieses Substrat hat eine Kapillarwirkung und zieht Wasser aus einem Vorratsbehälter ins Substrat. Dadurch ist das steinige Substrat feucht, aber nicht nass. Die Wurzeln dürfen nicht ins Wasser wachsen!!!! Da das im Blick sein sollte, eignen sich nicht alle Gefäße für Cycadeen! Wenn Pflanzen zur Überwinterung kühl gestellt werden, sollte sich kein Wasser im Voratsbehälter befinden, sondern sie sollten von oben ca. alle 4 Wochen mal einen kleinen Schluck Wasser bekommen. Auch in normalen Pflanztöpfen kann das Substrat Pon bestens verwendet werden, dann sollte jedoch auf 10 l Pon 3 l Kieselgur untergemischt werden.

Gießen und düngen:
Es ist die Bewässerung mit Leitungswasser zu empfehlen, da durch Regenwasser die Gefahr einer Pilzerkrankung höher ist. Der Kalkgehalt des Leitungswassers stört diese Pflanzen nicht, im Gegenteil, sie mögen Kalk. Meine Encephalartos stehen im Sommer alle draußen und im Winter auf einer Südfensterbank über der Heizung. Dabei achte ich darauf, das die Arten, die nicht die volle Sonne mögen, nur Morgen- oder Abendsonne bekommen. Ich gieße das ganze Jahr über die meisten Arten einmal die Woche, da die Pflanzen bei mir auch im Winter warm stehen. Werden Pflanzen kühl überwintert, sollte entsprechend weniger gegossen werden. (ca. alle 4 Wochen einen Schluck Wasser ohne Dünger) Als Dünger verwende ich Wuxal in einer Dosierung von 2 ml pro Liter Gießwasser und das alle 14 Tage.

Allgemeines:
Es ist wichtig, sich zu informieren unter welchen Bedingungen der Encephalartos am Naturstandort wächst. Ein Encephalartos, der im Wald wächst, mag sicher nicht so die pralle Sonne, wie einer der auf Wiesen und in den Wüsten seinen Naturstandort hat.
Ich habe vielfach im Internet gelesen, das sich drüber gewundert wurde, warum diese Pflanzen im Herbst statt im Frühjahr besonders gut treiben. Da in unserem Herbst in Südafrika Frühling ist, ist es doch nur verständlich und einigen Pflanzen scheint das noch in den Genen zu liegen.
Es ist überhaupt keine Tragik, wenn ein Blatt oder Blattteile eines Encephalartos von oben her braun werden. Bei Neukäufen liegt es daran, das er oftmals erst frisch aus Südafrika gekommen ist und neu einwurzeln muss, denn die Pflanzen kommen wurzelnackt nach Deutschland. Auf dem langen Transportweg sterben die feinen Wurzeln ab, so dass keine komplette Versorgung der Pflanze mehr möglich ist. Ein warmes, helles, nicht zu sonniges Plätzchen und schnell haben sich neue Wurzeln gebildet. Nur immer dran denken - nie zu viel gießen! Auch zur Wurzelbildung dürfen Encephalartos nicht zu viel Wasser bekommen. Stirbt wirklich mal ein Blatt ab, das es geschnitten werden muss, behandel ich sicherheitshalber die Schnittstelle mit einem Pilzmittel. Ein Wattestäbchen damit tränken und auf die Schnittstelle tupfen. So ist sichergestellt, das sich durch die Schnittstelle keine Pilzerkrankung einschleichen kann.
Kritischer ist es wenn Blätter von Blatt unten her anfangen braun zu werden. Das lässt meistens auf einen Wurzelschaden schließen und die Pflanze sollte aus dem Substrat genommen und die Wurzeln kontrolliert werden!

Übrigens: Wenn Pflanzen Succer bilden, handelt es sich fast immer um weibliche Pflanzen!!

Heimat - Standort - jährlicher Niederschlag - Kältetoleranz :
  Name Heimat Standort Niederschlag/Jahr¹ Kältetoleranz²
1. E. aemulans  KwaZulu-Natal sonnig/halbschattig 600 - 800 mm wenig Frost
2. E. altensteinii Bushmans River bis KwaZulu-Natal sonnig/halbschattig 875 - 1000 mm kein Frost
3. E. aplanatus Swaziland schattig 900 - 1300 mm kein Frost
4. E. arenarius Alexandria sonnig/halbschattig 725 - 875 mm kein Frost
5. E. caffer östliches Kap sonnig/halbschattig 750 - 1000 mm kein Frost
6. E. cerinus KwaZulu-Natal halbschattig 1000 - 1250 mm wenig Frost
7. E. chimanimaniensis Zimbabwe und Mosambik sonnig . .
8. E. concinnus Zimbabwe und Mosambik sonnig/halbschattig . kein Frost
9. E. dyerianus Transvaal sonnig 400 - 500 mm wenig Frost/frosttolerant
10. E. equatorialis Uganda/Victoria See sonnig . kein Frost
11. E. ferox KwaZulu, Zululand, Mosambik sonnig/halbschattig 1000 - 1250 mm kein Frost
12. E. friderici-guilielmi Ostkap sonnig 375 - 500 mm frosttolerant
13. E. gratus Malawi und Mosambik sonnig 500 - 750 mm wenig Frost
14. E. hildebrandtii Kenia und Tansania sonnig . kein Frost
15. E. horridus östliche Kapprovinz sonnig 250 - 600 mm frosttolerant
16. E. ituriensis Kongo sonnig/halbschattig . kein Frost
17. E. kisambo Kenia schattig . .
18. E. lanatus Mpumalanga sonnig 660 - 770 mm frosttolerant
19. E. laurentianus Kongo und Angola sonnig/halbschattig . kein Frost
20. E. lebomboensis Swaziland und Mosambik sonnig/halbschattig 625 - 750 mm wenig Frost
21. E. lehmannii östliche Kapprovinz sonnig 250 - 350 mm frosttolerant
22. E. longifolius Eastern Cape sonnig/halbschattig 300 - 1250 mm wenig Frost
23. E. manikensis Mosambik sonnig . .
24. E. msinganus Natal sonnig bis 600 mm wenig Frost
25. E. munchii Mosambik sonnig/halbschattig . wenig Frost
26. E. natalensis KwaZulu und Zululand halbschattig . wenig Frost
27. E. ngoyanus KwaZulu-Natal, Swaziland und Transvaal halbschattig 750 - 1000 mm wenig Frost
28. E. nubimontanus Northern Province sonnig/halbschattig . wenig Frost/frosttolerant 
29. E. paucidentatus Mpumalanga, nordwestliches Swaziland halbschattig/schattig 1250 - 1500 mm wenig Frost
30. E. poggei südliches Zaire und nordöstliches Angola sonnig . kein Frost
31. E. princeps Eastern Cape sonnig 420 - 520 mm frosttolerant
32. E. pterogonus Mosambik und Zimbabwe sonnig . .
33. E. sclavoi Zaire sonnig/halbschattig . kein Frost
34. E. senticosus KwaZulu-Natal und Swaziland halbschattig . wenig Frost
35. E. transvenosus Mpumalanga sonnig/halbschattig 600 - 1000 mm kein Frost
36. E. trispinosus Bushmans River und Great Fish River sonnig 250 - 600 mm frosttolerant
37. E. villosus KwaZulu-Natal, Swaziland schattig 1000 - 1250 mm kein Frost
38. E. whitelockii Uganda sonnig/halbschattig . kein Frost
¹ Die Niederschlagsmenge am Naturstandort ist als Anhaltspunkt zu sehen wie viel Wasser eine Pflanze benötigt. Wobei zu bedenken ist, das diese Niederschläge meistens im Sommer bei sehr hohen Temperaturen fallen.
²Die Angaben zur Kältetoleranz beziehen sich immer auf ältere Pflanzen und kurzzeitige Minustemperaturen, wobei auch frosttolerant nicht bedeutet, das diese Pflanzen bei uns Dauerfrost in beliebiger Höhe ausgesetzt werden dürfen. Bei den als "frosttolerant" bezeichneten Pflanzen kann davon ausgegangen werden, das sie bis -7° kurzzeitig vertragen.

Bezugsquelle:
Die meisten meiner Pflanzen wurden bei http://www.rare-cycads.com gekauft. Alle Pflanzen werden von Peter Wisbar direkt aus Südafrika mit Cites-Bescheinigung nach Deutschland geholt. Er beschäftigt sich schon viele Jahre mit Cycadeen aller Arten und kann wohl als der Fachmann auf diesem Gebiet bezeichnet werden.


Naturstandorte der verschiedenen Encephalartos:
Naturstandorte Encephalartos


NEU!!!  Es gibt jetzt für Encephalartos eine eigene Homepage mit vielen interessanten Informationen und vielen Bildern!




Im Palmen-Forum sind Encephalartos auch ein häufiges Thema!





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